225
Entscheidung eines allgemeinen Concils verbot, protestirten. Als
die Versuche des Kaisers, die Religionsstreitigkeiten friedlich beizulegen,
aus den Reichstagen zu Augsburg (1530) und zu Trient (1545)
gescheitert waren, entbrannte jener Religionskrieg, der schmalkaldische
Krieg genannt, der 1555 durch den Religionsfrieden auf dem
Reichstage zu Augsburg damit endete, daß den Protestanten freie
Religionsübung im Reiche gestattet wurde.
27. Der dreißigjährige Krieg.
Ungeachtet des Augsburger Religionsfriedens blieb aber die Er-
bitterung der Parteien, so daß zuletzt ein weit furchtbarerer Krieg, der
dreißigjährige Krieg (von 1618 — 1648) hereinbrach. Alle
Schrecknisse der Verheerung, des Raubes, Brandes und Mordes
wurden in diesem Kriege über das unglückliche deutsche Vaterlan
verhängt — durch die kaiserlichen Schaaren unter Tilly und
Wallenstein sowohl, als auch durch die Dänen unter Christian Iv.,
die Schweden unter Gustav Adolph, und die Franzosen unter
Türenne und Conds. Ströme von Blut wurden vergossen, wehr-
lose Weiber und Kinder ermordet und Städte und Dörfer verwüstet.
Wo früher Wohlstand blühte, herrschte Noth und Elend, ganze Ge-
genden waren entvölkert, Räuber und wilde Thiere hausten, wo
früher der Pflug gegangen war, und machten Wege, Dörfer und
Städte unsicher, und erst, nachdem Deutschland eine große Einöde ge-
worden, kam zu Münster und Osnabrück der westfälische Friede
zu Stande (1648), in welchem den Protestanten gleiche Rechte
mit den Katholiken eingeräumt und zugleich festgesetzt wurde, daß
sie alle Kirchen und Kirchengüter behalten sollten, die sie seit dem
Jahre 1624, welches das Normaljahr genannt wird, besaßen. Dort,
wo Hermann einst die Legionen des Varus schlug und sein Vaterland
von der Herrschaft der Römer befreite, da beugte jetzt Deutschland
seinen Nacken und ließ von beutelustigen Fremden sich einen schmach-
vollen Frieden diktiren, denn verschiedene Theile wurden jetzt vom deut-
schen Reiche abgerissen. Frankreich erhielt das schöne Elsaß; Schweden
bekam einen Theil von Pommern und die Insel Rügen und außer-
dem 5 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. Die ver-
einigten Niederlande wurden als neuer Staat vom deutschen
Reichsverbande losgerissen, und die Unabhängigkeit der Schweiz
von Deutschland wurde anerkannt.
Als daher die Friedenstrompeten das Ende des 30jährigen Krieges
durch Deutschland verkündeten, da tönten wohl die Glocken hinab in
die Straßen, um einzuladen zum Dankgebet im Tempel des Herrn.
Aber man sah nicht zahlreiche, fröhliche Schaaren herbeieilen zum Gottes-
hause; denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands war
nicht mehr. Väter und Brüder waren im Kriege gefallen, Mütter und
Töchter hatte der Gram verzehrt und Kinder und Enkel der Hunger
dahin gerafft.
Haesters' Lesebuch ftir Oberks, Simultair-Aus^. 16
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Christian_Iv. Gustav_Adolph Gustav Hermann Varus
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich Schweden Pommern Deutschland Deutschland Deutschlands
229
dieser dir Schweden aufgehetzt, in die Marken des Kurfürsten zu
fallen. Alle Greuel des 30 jährigen Krieges wurden von diesen er-
neuert. Rasch eilte daher der Kurfürst vom Rhein zur Rettung herbei.
Nachdem der tapfere Derslinger — der aus einem Schneiderburschen
ein General geworden war — bei Rathenow an der Havel
die Schweden überrascht und einen großen Theil derselben niederge-
hauen hatte, kam es am 28. Juni 1675 bei Fehrbellin zur Schlacht.
Es entspann sich ein heftiges Gefecht. Die Kugeln der Schweden
schlugen dicht um den Kurfürsten her: man zielte auf seinen Schimmel.
Da bat ihn sein Stallmeister Emannel Froben, unter dem Vor-
geben, der Schimmel sei scheu, das Pferd mit ihm zu wechseln. Kaum
war's geschehen, da sank der treue Diener, von einer Kugel getroffen,
todt herab. Die Schweden drangen wüthend auf die Brandenburger
ein. Tapfer wehrten sich diese. „Muth" — rief der Kurfürst, indem
er sich an die Spitze eines Truppenteils stellte, der seinen Haupt-
mann verloren hatte — „Muth, ich, euer Fürst, bin nun euer
Hauptmann und will siegen oder ritterlich mit euch sterben."
Nach zweistündigem Kampf waren die Schweden geschlagen. — Es
war eine denkwürdige Schlacht, die erste, welche die Brandenburger
allein und über einen Feind gewannen, der sich für unbesiegbar hielt.
3v. Frobens Aufopferung.
(28. Juni 1675 Bei Fehrbellin.)
Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große Kriegesheld,
Seht, wie er auf dem Schimmel vor den Geschützen hält;
Das war ein rasches Reiten vom Rhein bis an den Rhin,
Das war ein heißes Streiten am Tag von Fehrbellin.
Wollt ihr, ihr trotz'gen Schweden, noch mehr vom deutschen Land?
Was tragt ihr in die Marken den wüth'gen Kriegesbrand?
Herr Ludwig von der Seine, der hat euch aufgehetzt,
Daß Deutschland von der Peene zum Elsaß werd' zerfetzt.
Doch nein, Graf Gustav Wrangel, hier steh' nun einmal still;
Dort kommt Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir reden will.
Gesellschaft aller Arten bringt er im raschen Ritt
Sammt Fahnen und Standarten zur Unterhaltung mit.
Nun seht ihn auf dem Schimmel, ein Kriegsgott ist er traun;
Den Boden dort zum Tanze will er genau beschau'n.
Und unter seinen Treuen, da reitet hintenan
Zuletzt, doch nicht aus Scheuen, Stallmeister Froben an.
Und wie Herr Wrangel drüben den Schimmel nun erblickt,
Rust er den Kanonieren: „Ihr Kinder, zielt geschickt!
Der aus dem Schimmel sitzet, der große Kurfürst iffs.
Nun donnert und nun blitzet, aus wen's geschieht, ihr wißt'sl"
Die donnern und die blitzen und zielen wohl nichts Schlecht's,
Und um den Herren fallen die Seinen links und rechts;
Dem Derslinger, dem Alten, fast wird es ihm zu warm,
Er ist kein Freund vom Halten mit dein Gewehr im Arni.
Und dicht und immer dichter schlägt in die Heeresreih'n
Dort in des Schimmels Nähe der Kugelregen ein.
-Um Gott, Herr Kurfürst, weichet!" Der Kurfürst hört es nicht,
Es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind ins Angesicht.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Emannel Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig Ludwig Gustav_Wrangel Gustav Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
40
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
wurden aber durch dasselbe eine Menge von Mißbräuchen in der katho-
lischen Kirche abgeschafft und strenge Vorschriften gegeben, welche besonders
den geistlichen Stand und das Klosterwesen betrafen. Beim Schluffe des
Konzils wurden die Glaubensentscheidungen in eine kurze Glaubensformel,
das Tridentinische Glaubensbekenntnis, zusammengefaßt.
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648).
1. Veranlassung. Trotz des Augsburger Religionsfriedens blieb die
Erbitterung zwischen Protestanten und Katholiken; beide klagten über gegen-
seitige Beeinträchtigungen und forderten oft Unbilliges voneinander. Unter
solchen Umständen konnte der Friede nicht von langer Dauer sein, zumal
es der schwache Kaiser Rudolf Ii. nicht vermochte, zwischen beiden Parteien
zu vermitteln. Die protestantischen Fürsten und Städte schlossen 1608 ein
Schutzbündnis, die Union; die katholischen Stände traten bald darauf (1609)
zur Liga zusammen. — In Böhmen sollte es endlich zum laug befürchteten
ernstlichen Bruche kommen. Hier hatten die meist evangelischen Stände,
nämlich der Adel und die Bürger der königlichen Städte, vom Kaiser
Rudolf Ii. im sogenannten Majestätsbriefe das Recht freier Religions-
übung erhalten. Als nun hohe katholische Geistliche gegen zwei Kirchen-
bauten, die in ihren Sprengeln ohne ihre Erlaubnis von Evangelischen
ausgeführt wurden, einschritten, da beschwerten sich die böhmischen Stände
darüber beim Kaiser. Dieser aber wies ihre Beschwerde ungnädig ab. Hieran
sollten nach der Böhmen Meinung die beiden kaiserlichen Räte, Martinitz
und Slavata, schuld sein. Ein erregter Volkshaufe zog, geführt vom Grafen
Thurn, auf das Prager Schloß und warf die Räte samt ihrem Geheim-
schreiber zum Fenster hinaus. Mit dieser Tat sagten sich die Böhmen vom
Kaiser los.
2. Der Krieg in Böhmen, in der Pfalz und in Niedersachsen
(1618—1629),. Die Böhmen erklärten Ferdinand Ii. von Steiermark, der
Herzog von Österreich, König von Böhmen und deutscher Kaiser geworden
war, für abgesetzt und wühlten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt
der Union, zum Könige. Zwar drangen zweimal böhmische Heere bis Wien
vor, doch als der Kaiser sich mit Maximilian von Bayern, dem Führer der
Liga, verband, wandte sich ihm das Glück zu. Friedrich feierte indes frohe
Feste in Prag und versäumte es, sich zum ernsten Kampfe zu rüsten. Im
Jahre 1620 rückte das Heer der Liga unter Tilly vor Prag und schlug
hier am Weißen Berge das Heer Friedrichs. Dieser, spottweise der Winter-
könig genannt, floh, völlig verzagend, nach Holland. Er wurde geächtet
und seiner Kurwürde verlustig erklärt, die später Maximilian von Bayern
erhielt. Ferdinand zerschnitt selbst den Majestütsbrief, ließ die Führer der
aufständischen Evangelischen hinrichten und trieb die Bewohner, die nicht
katholisch werden wollten, aus dem Lande. — Auch im übrigen Deutschland
unterwarf der Kaiser alle seine Gegner. Tilly schlug bei Wimvfen kam
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_Ii Rudolf Rudolf_Ii Rudolf Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich Friedrich Friedrichs Maximilian_von_Bayern Maximilian Ferdinand Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Martinitz Niedersachsen Wien Prag Friedrichs Holland Deutschland
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
41
Neckar) den Markgrafen von Baden und bei Höchst (am unteren Main)
den wilden Christian von Braunschweig.
In Niederdeutschland widerstanden die Protestanten länger. An ihrer
Spitze stand der Dänenkönig Christian Iv., der auch deutsche Gebiete
innehatte. Neben ihm befehligte ein anderes Heer Ernst von Mansfeld.
Da der Kaiser nun nicht mehr allein von der Liga abhängen wollte, beauf-
tragte er einen böhmischen Edelmann, Albrecht von Wallenstein, mit
der Bildung eines Heeres. Dieser brachte bald ein Heer von 50000 Mann
zusammen, das er selbst unterhielt. Wallenstein stammte aus einer prote-
stantischen Familie, war aber katholisch geworden, hatte sich in des Kaisers
Diensten in vielen Kriegen ausgezeichnet und erlangte durch kaiserliche
Schenkung und durch Kauf ein großes Besitztum im nördlichen Böhmen.
Der Kaiser ernannte ihn zum Herzoge von Friedland i. B. Kaum ertönte
des Wallensteiners Werbetrommel, so strömte ihm Kriegsvolk zu aus vielen
Nationen und allen Konfessionen; denn Wallenstein ließ den Soldaten
große Freiheit und gestattete ihnen die härtesten Bedrückungen der Bürger
und der Bauern; nur im Dienst war er streng. Dabei genoß er bei seinen
Soldaten fast abgöttische Verehrung als vortrefflicher Feldherr, auch hielten
sie ihn für kugelfest und mit bösen Geistern im Bunde. Aus den Sternen
meinte Wallenstein, wie viele Leute damals, seine Zukunft lesen zu können.
Mit seinen wilden Horden, für deren Unterhalt jedesmal die Gegend sorgen
mußte, in der sie hausten, zog Wallenstein gegen Mansfeld und schlug ihn
an der Dessauer Brücke 1626. Dieser mußte sich vor ihm durch Schlesien
nach Ungarn zurückziehen und starb auf der Flucht. Während dieser Zeit
hatte Tilly Christian von Dänemark bei Lutter am Barenberge (nord-
westlich von Goslar) völlig geschlagen. Tilly und Wallenstein verfolgten
den Dänenkönig bis in das nördliche Deutschland. Die Herzöge von
Mecklenburg, die den Dänen geholfen hatten, wurden von Wallenstein ver-
trieben, und der Kaiser übertrug ihm die Herrschaft über ihre Lande. Auch
Stralsund wollte er erobern; doch diese Stadt hielt sich aufs tapferste.
Da schwur Wallenstein: „Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden
wäre, sie müßte doch herunter!" Dennoch gelang ihm diese Eroberung
nicht, trotzdem er 12000 Mann bei der Belagerung geopfert hatte. Aber
das ganze übrige Deutschland lag gedemütigt zu des Kaisers Füßen. Der
König von Dänemark bat um Frieden, zu welchem es 1629 in Lübeck kam.
Nun verlangte der Kaiser im Restitutionsedikt (Wiederherstellungsbefehl)
die Herausgabe aller seit dem Passauer Vertrage (§ 22. 2.) eingezogenen
Kirchengüter. Wallenstein sollte mit seinem Heere diesem Befehle Nachdruck
geben, aber er verfuhr dabei so rücksichtslos, auch gegen Katholiken, daß
ihn der Kaiser entlassen mußte. Er zog sich auf seine Güter nach Böhmen
zurück.
3. Der Schwedische Krieg (1630—1636). Tilly wurde an Wallen-
fteins Stelle kaiserlicher Oberfeldherr. Magdeburg widersetzte sich dem kaiser-
lichen Machtgebot und sollte von Tilly gezüchtigt werden. In dieser Zeit
nabte den Evangelischen Hilfe vom hohen Norden. Der König Gustav
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Christian_von_Braunschweig Christian_Iv. Ernst Albrecht_von_Wallenstein Albrecht Christian_von_Dänemark Tilly Tilly Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Baden Main Niederdeutschland Mansfeld Friedland Wallensteiners_Werbetrommel Mansfeld Ungarn Goslar Deutschland Mecklenburg Deutschland Magdeburg
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
42
8 23. Der Dreißigjährige Krieg.
Adolf von Schweden landete mit einem vortrefflich geschulten, wenn
auch nur 15000 Mann starken Heere an der Küste von Pommern, um seinen
evangelischen Glaubensbrüdern in Deutschland Hilfe zu bringen, wohl auch,
um Eroberungen zu machen. In seinem Heere herrschte strenge Mannes-
zucht; zweimal täglich wurde im Lager Gottesdienst gehalten. Raub und
Plünderungen waren verboten. Gustav Adolf wollte zunächst das, von
Tilly belagerte Magdeburg entsetzen. Aber die evangelischen Kurfürsten
von Brandenburg und Sachsen wollten sich nicht mit ihm verbinden aus
Furcht vor dem Kaiser. Als er endlich nach langen Unterhandlungen von
dem brandeuburgischen Kurfürsten, halb mit Gewalt, den freien Durchzug
durch Brandenburg und zur Rückendeckung die Festung Spandau erhalten
hatte, da war Magdeburg von Tilly erobert worden. — Nach wochenlanger
Beschießung schwiegen am 9. Mai 1631 die Kanonen in Tillys Heere; die
ermatteten Magdeburger meinten, Tilly ziehe sich vor Gustav Adolf zurück,
dessen Herannahen sie sehnlichst erwarteten. Sie gönnten sich darum ein
wenig Ruhe. Aber am frühen Morgen des 10. Mai erstürmte Pappen-
heim, ein Unterfeldherr Tillys, die Stadt. Die Bürger verteidigten sich
in den Straßen und Häusern; an mehreren Stellen brach Feuer aus. Die
Stadt ging in Flammen auf. Nur der Dom und einige Fischerhütten wur-
den erhalten. Gegen 30000 Menschen kamen um. — Die Furcht vor Tilly
trieb nun auch den Kurfürsten von Sachsen auf die Seite der Schweden.
Im Bunde mit den Sachsen schlug Gustav Adolf Tilly bei Breitenfeld,
unweit Leipzig. Darauf zog er durch Thüringen, dann am Main abwärts
bis an den Rhein. Nun drang er nach Bayern vor und besiegte Tilly
1632 am Lech. Hier wurde Tilly schwer verwundet und starb wenige
Tage später zu Ingolstadt. Gustav Adolf nahm darauf auch München ein
und drohte,, im Bunde mit den Sachsen, die inzwischen Böhmen erobert
hatten, in Österreich einzufallen. — In dieser Not nahm der Kaiser seine
Zuflucht zu Walleustein, der nur unter der Bedingung ein Heer sammeln
und befehligen wollte, daß ihm der Kaiser den völlig unbeschränkten Ober-
befehl übertrage. Das geschah. Wallensteiu verjagte zunächst die Sachsen
aus Böhmen und bezog dann bei Nürnberg Gustav Adolf gegenüber ein
festes Lager, das dieser nicht zu erstürmen vermochte. Als das Franken-
land rundum völlig ausgesogen war, zogen beide Heere ab. Wallenstein
ging nach Sachsen und eroberte Leipzig: Gustav Adolf folgte ihm hierher.
Am 16. November 1633 kam es bei Lützen zur Schlacht. Ihren König
an der Spitze, rückten die Schweden zum Kampfe vor und waren zunächst
siegreich. Als sie aber von Pappenheims Reitern angegriffen wurden, kamen
sie in Unordnung. Der König eilte zu der bedrohten Stelle hin, kam aber,
da er kurzsichtig war, dem Feinde zu nahe, erhielt zwei Schüsse und sank,
zum Tode verwundet, vom Pferde mit dem Ausrufe: „Mein Gott, mein
Gott!" Unter den Hufen wilder Rosse hauchte er seine Heldenseele aus.
Aber der Tod ihres verehrten Königs entflammte die Schweden zu neuer
Tapferkeit. Unter der Führung des Herzogs Bernhard von Weimar
warfen sie Pappenheims Scharen zurück und sagten die Kaiserlichen in die
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Adolf_von_Schweden Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolf_Tilly Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Wallensteiu Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Pappenheims Bernhard_von_Weimar
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
50
§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm.
Zeit die Steuern. Damit lockte er viele Ansiedler aus Holland und der
Schweiz in sein Land, die sich namentlich in den Niederungen der Oder
und der Havel niederließen. — Um Geld in die gänzlich erschöpfte Staats-
kasse zu erhalten, führte er eine Verbrauchssteuer ein. Dieselbe brachte rei-
chen Ertrag und füllte bald die Staatskasse, und doch wurden die Lebens-
bedürfnisse in kaum merklicher Weise verteuert. Der Kurfürst aber erhielt
Geld, so daß er da Hilfe bringen konnte, wo diese not tat. So gab er
den gänzlich verarmten Bauern Saatgetreide und Zugvieh. Mit Eifer-
betrieb der Kurfürst den Allbau der Kartoffel. Jeder Bauer mußte bei
seinem Hause einen Garten anlegen. Kein Bauernsohn durfte heiraten,
wenn er nicht vorher sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichenbäume
gepflanzt hatte. In seinen Gärten zu Berlin und Potsdam ging der Kur-
fürst seinen Untertanen mit gutem Beispiel voran, indem er die Zucht von
feinem Gemüse und von Blumen trieb, wie er es in Holland gesehen
hatte. — Auch den Gewerbe- und Handelsstand hob er durch Anlage
von Fabriken und Unterstützung strebsamer Handwerker. Damit ein schnel-
lerer Verkehr stattfinden könne, ließ er die Landstraßen verbessern, auch
legte er den Friedrich-Wilhelms-Kanal an, der die Oder mit der Spree ver-
bindet. Eine wohl eingerichtete eigene Post verband alle Teile des Landes
und führte von Tilsit bis Kleve. — Später gründete der Kurfürst eine
Kriegsflotte, die sich sogar mit den Kriegsschiffen der stolzen spanischen
Flotte in siegreiche Gefechte einließ. Um seinen Landeskindern die geschätzten
Waren der heißen Zone billiger zu verschaffen, und um an dem großen
Welthandel Anteil zu erhalten, erwarb er an der Westküste von Afrika eine
Kolonie und ließ dort die Festung Groß-Friedrichsburg erbauen. Die an-
dern Seemächte aber, vor allem Holland, bereiteten ihm viele Schwierig-
keiten, und des Kurfürsten Nachfolger gaben darum jene ferne Besitzung
wieder auf. — Unter solch treuer landesvüterlicher Pflege erholte sich
das Land sehr schnell. Die Bewohner gelangten zu einigem Wohlstände
und konnten die Steuern und Abgaben leicht anfbringen. Dem Kurfürsten
aber wurde es möglich, sein Heer beständig zu vergrößern.
4. Bald sollte er es brauchen im Schwedisch-polnischen Kriege.
Die Tochter Gustav Adolfs hatte die Krone Schwedens niedergelegt, war
katholisch geworden und bestimmte ihren Vetter Karl Gustav zu ihrem Nach-
folger. Aber auch der Polenkönig machte Ansprüche auf den schwedischen
Thron. In dem zwischen diesen beiden ausbrechenden Kriege verband sich der
Kurfürst zunächst mit dem mächtigeren Schwedenkönig und half diesem
das Polenheer in der dreitägigen Schlacht bei Warschau (1656) vollstän-
dig schlagen. Dafür wurde dem Kurfürsten im Vertrage zu Labiau (nord-
östlich von Königsberg) 1656 von dem Könige von Schweden, der sich als
,V)err von Preußen betrachtete, die Oberhoheit über Ostpreußen verliehen,
d. h. er sollte das Land nicht mehr als Lehen, sondern als freies Eigentum
besitzen. — Gegen Schweden erhoben sich aber jetzt mächtige Feinde: der
Dänenkönig, der deutsche Kaiser u, s. w. Schweden konnte dieser Übermacht
nicht widerstehen, und da der schwedische König eben seine Heere durch
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Karl_Gustav Karl Gustav Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Holland Berlin Potsdam Holland Tilsit Kleve Afrika Holland Schwedens Warschau Schweden
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
43
Flucht. Auch Pnppenheim fiel. Sterbend ließ er Wallenstein sagen: „Ich
sterbe gern, da ich den gefährlichsten Feind meines Glaubens unter den
Toten weiß."
4. Wallensteins Tod. Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück,
Vertrieb auch die Schweden aus Schlesien, blieb aber dann untätig in
seinem Lager zu Pilsen, obgleich schwedische Heere Bayern furchtbar heim-
suchten. Da er den Befehl des Kaisers, dieses Land zu befreien, nicht er-
füllte, außerdem vielfach geheime Verhandlungen mit den Schweden führte,
so kam er in den Verdacht des Hochverrates. Der Kaiser setzte ihn ab, die
Mehrzahl der Regimenter verließ ihn, und er ging mit den treugebliebenen
nach Eg er. Bei einem Gastmahle wurden seine ihm ergebenen Offiziere
ermordet, und er selbst darauf vou zwei Hauptleuten in seinem Schlaf-
gemache niedergestoßen.
In dem schwedischen Heere war nach Gustav Adolfs Tode große Zucht-
losigkeit eingerissen, so daß die Schweden um nichts besser waren als die
Soldaten der kaiserlichen Heere. Unmenschliche Grausamkeiten (Schweden-
trunk) wurden an Bürgern und Bauern verübt. Auch waren die Führer
vielfach uneinig, und darum wurden sie bei Nördlingen (nordöstlich von
Donauwörth) von des Kaisers Heere vollständig geschlagen. Hierauf
schlossen die Kurfürsten von Sachsen und von Brandenburg und manche
andere Fürsten mit dem Kaiser Frieden zu Prag 1635.
5. Die letzten Jahre des Krieges brachten noch unsagbares Elend
über Deutschland. Mit den Schweden verbanden sich die Franzosen. Sie
schickten Heere nach Deutschland und gaben Bernhard von Weimar Geld,
daß er ein Heer unterhalten konnte. Elsaß ward von ihm erobert, und die
Länder am Rhein wurden durch französische Truppen völlig ausgesogen. —
Schwedische Heerführer wie Horn, Torstenson, Königsmarck u. a. kämpften
in allen Teilen Deutschlands gegen den Kaiser mit wechselndem Glücke, und
so blieb kein Gau von dem verheerenden Kriege verschont.
6. Der Friede wurde schließlich von allen Parteien erhofft; aber
jahrelang dauerten die Verhandlungen. Da erscholl endlich 1648 das edle
Fried- und Freudenwort. In Münster und Osnabrück wurde der soge-
nannte Westfälische Frieden abgeschlossen. Nach demselben erhielten die
Evangelischen (auch die Calvinisten) gleiche Rechte mit den Katholiken. Bei
der katholischen Kirche sollten die Güter verbleiben, die sie 1624 besessen
hatte. — Die Reichsfürsten wurden fast ganz unabhängig von dem Kaiser,
so daß dieser nur noch geringe Gewalt über jene besaß. Eine Folge da-
von war, daß sich Deutschland in eine große Zahl kleinerer Herrschaften
zersplitterte, die nur lose zusammenhingen, und darum äußeren Feinden
gegenüber ohnmächtig wurde. Diese Ohnmacht benutzten die Feinde Deutsch-
lands, namentlich Frankreich unter Ludwig Xiv., ein halbes Jahrhundert
hindurch, um weite und wichtige Grenzgebiete von Deutschland loszureißen.
— Schon in diesem Frieden erhielt Frankreich die wichtigsten Städte im
Elsaß, Schweden außer 15 Millionen Mark Kriegskosten Vorpommern mit
Stettin. Brandenburg erhielt Hinterpommern und für Vorpommern, auf
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Donauwörth Bernhard_von_Weimar Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Extrahierte Ortsnamen: Pnppenheim Schlesien Pilsen Schweden Schweden Sachsen Brandenburg Deutschland Deutschland Rhein Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Schweden Stettin Brandenburg Hinterpommern
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
40
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
Wurden aber durch dasselbe eine Menge von Mißbräuchen in der katho-
lischen Kirche abgeschafft und strenge Vorschriften gegeben, welche besonders
den geistlichen Stand und das Klosterwesen betrafen. Beim Schlüsse des
Konzils wurden die Glaubensentscheidungen in eine kurze Glaubensformel,
das Tridentinische Glaubensbekenntnis, zusammengefaßt.
§ 23. Der Dreissigjährige Krieg (1618—1648).
1. Veranlassung. Trotz des Augsburger Neligionsfriedens blieb die
Erbitterung zwischen Protestanten und Katholiken; beide klagten über gegen-
seitige Beeinträchtigungen und forderten oft Unbilliges voneinander. Unter
solchen Umstünden konnte der Friede nicht von langer Dauer sein, zumal
es der schwache Kaiser Rudolf Ii. nicht vermochte, zwischen beiden Parteien
zu vermitteln. Die protestantischen Fürsten und Städte schlossen 1608 ein
Schutzbündnis, die Union; die katholischen Stände traten bald darauf (1609)
zur Liga zusammen. — In Böhmen sollte es endlich zum lang befürchteten
ernstlichen Bruche kommen. Hier hatten die meist evangelischen Stände,
nämlich der Adel und die Bürger der königlichen Städte, vom Kaiser
Rudolf Ii. im sogenannten Majestätsbriefe das Recht freier Religions-
übung erhalten. Als nun hohe katholische Geistliche gegen zwei Kirchen-
bautcn, die in ihren Sprengeln ohne ihre Erlaubnis von Evangelischen
ausgeführt wurden, einschritten, da beschwerten sich die böhmischen Stände
darüber beim Kaiser. Dieser aber wies ihre Beschwerde ungnädig ab. Hieran
sollten nach der Böhmen Meinung die beiden kaiserlichen Räte, Martinitz
und Slavata, schuld sein. Ein erregter Volkshaufe zog, geführt vom Grafen
Thurn, auf das Prager Schloß und warf die Räte samt ihrem Geheim-
schreiber zum Fenster hinaus. Mit dieser Tat sagten sich die Böhmen vom
Kaiser los.
2. Der Krieg in Böhmen, in der Pfalz und in Niedersachsen
(1618—1629),. Die Böhmen erklärten Ferdinand Ii. von Steiermark, der
Herzog von Österreich, König von Böhmen und deutscher Kaiser geworden
war, für abgesetzt und wählten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt
der Union, zum Könige. Zwar drangen zweimal böhmische Heere bis Wien
vor, doch als der Kaiser sich mit Maximilian von Bayern, dem Führer der
Liga, verband, wandte sich ihm das Glück zu. Friedrich feierte indes frohe
Feste in Prag und versäumte es, sich zum ernsten Kampfe zu rüsten. Im
Jahre 1620 rückte das Heer der Liga unter Tilly vor Prag und schlug
hier am Weißen Berge das Heer Friedrichs. Dieser, spottweise der Winter-
könig genannt, floh, völlig verzagend, nach Holland. Er wurde geächtet
und seiner Kurwürde verlustig erklärt, die später Maximilian von Bayern
erhielt. Ferdinand zerschnitt selbst den Majestütsbrief, ließ die Führer der
aufständischen Evangelischen hinrichten und trieb die Bewohner, die nicht
katholisch werden wollten, aus dem Lande. — Auch im übrigen Deutschland
unterwarf der Kaiser alle seine Gegner. Tilly schlug bei Wimvfen (am
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_Ii Rudolf Rudolf_Ii Rudolf Martinitz Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich Friedrich Tilly Friedrichs Maximilian_von_Bayern Maximilian Ferdinand Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Niedersachsen Wien Prag Friedrichs Holland Deutschland
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
41
Neckar) den Markgrafen von Baden und bei Höchst (am unteren Main)
Len wilden Christian von Braunschweig.
In Niederdeutschland widerstanden die Protestanten länger. An ihrer
Spitze stand der Dänenkönig Christian Iv., der auch deutsche Gebiete
innehatte. Neben ihm befehligte ein anderes Heer Ernst von Mansfeld.
Da der Kaiser nun nicht mehr allein von der Liga abhängen wollte, beauf-
tragte er einen böhmischen Edelmann, Albrecht von Wallenstein, mit
der Bildung eines Heeres. Dieser brachte bald ein Heer von 50000 Mann
zusammen, das er selbst unterhielt. Wallenstein stammte aus eiuer prote-
stantischen Familie, war aber katholisch geworden, hatte sich in des Kaisers
Diensten in vielen Kriegen ausgezeichnet und erlangte durch kaiserliche
Schenkung und durch Kauf ein großes Besitztum im nördlichen Böhmen.
Der Kaiser ernannte ihn zum Herzoge von Friedland i. B. Kaum ertönte
des Wallensteiners Werbetrommel, so strömte ihm Kriegsvolk zu aus vielen
Nationen und allen Konfessionen; denn Wallenstein ließ den Soldaten
große Freiheit und gestattete ihnen die härtesten Bedrückungen der Bürger
und der Bauern; nur im Dienst war er streng. Dabei genoß er bei seinen
Soldaten fast abgöttische Verehrung als vortrefflicher Feldherr, auch hielten
sie ihn für kugelfest und mit bösen Geistern im Bunde. Aus den Sternen
meinte Wallenstein, wie viele Leute damals, seine Zukunft lesen zu können.
Mit seinen wilden Horden, für deren Unterhalt jedesmal die Gegend sorgen
mußte, in der sie hausten, zog Wallenstein gegen Mansfeld und schlug ihn
an der Dessauer Brücke 1626. Dieser mußte sich vor ihm durch Schlesien
nach Ungarn zurückziehen und starb auf der Flucht. Während dieser Zeit
hatte Tilly Christian von Dänemark bei Lutter am Barenberge (nord-
westlich von Goslar) völlig geschlagen. Tilly und Wallenstein verfolgten
den Dänenkönig bis in das nördliche Deutschland. Die Herzöge von
Mecklenburg, die den Dänen geholfen hatten, wurden von Wallenstein ver-
trieben, und der Kaiser übertrug ihm die Herrschaft über ihre Lande. Auch
Stralsund wollte er erobern; doch diese Stadt hielt sich aufs tapferste.
Da schwur Wallenstein: „Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden
wäre, sie müßte doch herunter!" Dennoch gelang ihm diese Eroberung
nicht, trotzdem er 12000 Mann bei der Belagerung geopfert hatte. Aber
das ganze übrige Deutschland lag gedemütigt zu des Kaisers Füßen. Der
König von Dänemark bat um Frieden, zu welchem es 1629 in Lübeck kam.
Nun verlangte der Kaiser im Restitutionsedikt (Wiederherstellungsbefehl)
die Herausgabe aller seit dem Passauer Vertrage (§ 22. 2.) eingezogenen
Kirchengüter. Wallenstein sollte mit seinem Heere diesem Befehle Nachdruck
geben, aber er verfuhr dabei so rücksichtslos, auch gegen Katholiken, daß
ihn der Kaiser entlassen mußte. Er zog sich auf seine Güter nach Böhmen
zurück.
3. Der Schwedische Krieg (1630—1636). Tilly wurde an Wallen-
steins Stelle kaiserlicher Oberfeldherr. Magdeburg widersetzte sich dem kaiser-
lichen Machtgebot und sollte von Tilly gezüchtigt werden. In dieser Zeit
nabte den Evangelischen Hilfe vom hohen Norden. Der König Gustav
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Christian_von_Braunschweig Christian_Iv. Ernst Albrecht_von_Wallenstein Albrecht Christian_von_Dänemark Tilly Tilly Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Baden Main Niederdeutschland Mansfeld Friedland Wallensteiners_Werbetrommel Mansfeld Ungarn Goslar Deutschland Mecklenburg Deutschland Magdeburg
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
42
8 23. Der Dreißigjährige Krieg.
Adolf von Schweden landete mit einem vortrefflich geschulten, wenn
auch nur 15000 Mann starken Heere an der Küste von Pommern, um seinen
evangelischen Glaubensbrüdern in Deutschland Hilfe zu bringen, wohl auch,
um Eroberungen zu machen. In seinem Heere herrschte strenge Mannes-
zucht; zweimal täglich wurde im Lager Gottesdienst gehalten. Raub und
Plünderungen waren verboten. Gustav Adolf wollte zunächst das von
Tilly belagerte Magdeburg entsetzen. Aber die evangelischen Kurfürsten
von Brandenburg und Sachsen wollten sich nicht mit ihm verbinden aus
Furcht vor dem Kaiser. Als er endlich nach laugen Unterhandlungen von
dem brandeuburgischen Kurfürsten, halb mit Gewalt, den freien Durchzug
durch Brandenburg und zur Rückendeckung die Festung Spandau erhalten
hatte, da war Magdeburg von Tilly erobert worden. — Nach wochenlanger
Beschießung schwiegen am 9. Mai 1631 die Kanonen in Tillys Heere; die
ermatteten Magdeburger meinten, Tilly ziehe sich vor Gustav Adolf zurück,
dessen Herannahen sie sehnlichst erwarteten. Sie gönnten sich darum ein
wenig Ruhe. Aber am frühen Morgen des 10. Mai erstürmte Pappeu-
heim, ein Unterfeldherr Tillys, die Stadt. Die Bürger verteidigten sich
in den Straßen und Häusern; an mehreren Stellen brach Feuer aus. Die
Stadt ging in Flammen auf. Nur der Dom und einige Fischerhütten wur-
den erhalten. Gegen 30000 Menschen kamen um. — Die Furcht vor Tilly
trieb nun auch den Kurfürsten von Sachsen auf die Seite der Schweden.
Im Bunde mit den Sachsen schlug Gustav Adolf Tilly bei Breitenfeld,
unweit Leipzig. Darauf zog er durch Thüringen, dann am Main abwärts
bis an den Rhein. Nun drang er nach Bayern vor und besiegte Tilly
1632 am Lech. Hier wurde Tilly schwer verwundet und starb wenige
Tage später zu Ingolstadt. Gustav Adolf nahm darauf auch München ein
und drohte,, im Bunde mit den Sachsen, die inzwischen Böhmen erobert
hatten, in Österreich einzufallen. — In dieser Not nahm der Kaiser seine
Zuflucht zu Wallenstein, der nur unter der Bedingung ein Heer sammeln
und befehligen wollte, daß ihm der Kaiser den völlig unbeschränkten Ober-
befehl übertrage. Das geschah. Wallenstein verjagte zunächst die Sachsen
aus Böhmen und bezog daun bei Nürnberg Gustav Adolf gegenüber ein
festes Lager, das dieser nicht zu erstürmen vermochte. Als das Franken-
land rundum völlig ausgesogen war, zogen beide Heere ab. Wallenstein
ging nach Sachsen und eroberte Leipzig; Gustav Adolf folgte ihm hierher.
Am 16. November 1632 kam es bei Lützen zur Schlacht. Ihren König
an der Spitze, rückten die Schweden zum Kampfe vor und waren zunächst
siegreich. Als sie aber von Pappenheims Reitern angegriffen wurden, kamen
sie in Unordnung. Der König eilte zu der bedrohten Stelle hin, kam aber,
da er kurzsichtig war, dem Feinde zu nahe, erhielt zwei Schüsse und sank,
zum Tode verwundet, vom Pferde mit dem Ausrufe: „Mein Gott, mein
Gott!" Unter den Hufen wilder Rosse hauchte er seine Heldenseele aus.
Aber der Tod ihres verehrten Königs entflammte die Schweden zu neuer
Tapferkeit. Unter der Führung des Herzogs Bernhard von Weimar
warfen sie Pappenheims Scharen zurück und sagten die Kaiserlichen in die
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Adolf_von_Schweden Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolf_Tilly Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Pappenheims Bernhard_von_Weimar